"Das Gemälde" von Geraldine Brooks btb – 25 Euro Ein dickes Werk mit annähernd 600 Seiten. Das Gute am Lesen ist, man beschäftigt sich manchmal auch mit Dingen, die einen erst einmal per se gar nicht interessieren. Weder interessiert mich Pferdesport, geschweige denn Pferdebilder in Öl. Geraldine Brooks hat vor einigen Jahren den Welterfolg "Das Pesttuch" geschrieben, dies ist jetzt ihr neues Werk. Ich kann jedem nur empfehle: Lasst Euch öfters mal auf etwas "Abwegiges" ein, denn dies sind nur die Aufhänger für eine richtig gute Geschichte über Sklaverei und ihren Beitrag im Pferdesport.
Der Roman besitzt drei Handlungsebenen und beginnt in Kentucky, 1850 mit dem Sklavenjungen Jarret, der vermeintlich ein Pferd geschenkt bekommt (was zu dieser Zeit gar nicht möglich war, denn Sklaven durften keinen Besitz haben). Diese gegenseitige Liebe des großen Rennpferdes zu seinem "Besitzer" Jarret wurde auf einem Gemälde festgehalten, was wiederum zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich war, da Slaven nicht abgebildet wurden. Diese ungewöhnliche Bildkomposition findet Martha Jackson, eine Galeristin in New York, 1954 und versucht mehr über den späteren Trainer Jarret und auch über das wohl berühmteste Pferd der Welt namens Lexington herauszufinden. Der letzte Erzählstrang findet 2019 in Washington, D.C. statt, als eine junge Wissenschaftlerin sich in einen amerikanisch-nigerianischen Kunsthistoriker verliebt und die beiden sich einmal mehr mit dem Gemälde und dem Rennpferd auseinandersetzen und den Rassismus der heutigen Zeit erleben.
"Yogatown" von Daniel Speck Fischer Verlag – 25 Euro Ach, es gibt Bücher in denen man wohnen möchte und das neuste Buch von Daniel Speck ist definitiv eines dieser Art. Auch dieses Buch besitzt zwei Erzähstränge. In der heutigen Zeit geht es um eine verunsicherte junge Yogalehrerin, die sich mit ihrem schrägen Vater und ihrer erfolgsverwöhnten Mutter herumplagen muss. Der andere Strang spielt 1968 rund um die Hippieszene dieser Zeit. Einfach schön zu lesen und ein tolle Erzählung über die Sechziger und ein wenig auch über die Beatles, die ja auch in einem Aschram in Indien weilten, um zur Erleuchtung zu gelangen. Eine wunderbare Liebes- und Familiengeschichte.
Und mein letztes Buch: "Der Zauber der Welt – Trost finden in unruhigen Zeiten" von Katherine May Insel Verlag – 22 Euro. Dieses Werk ist unser Buch des Monats! Gerade für alle, die vielleicht im Moment nicht die beste Zeit ihres Lebens haben ist dieser Roman wie ein schützender Kokon. Katherine May lädt uns ein, uns von der Natur verzaubern und auch ein wenig heilen zu lassen. Ihre gnadenlose Ehrlichkeit gibt einem selbst die Freiheit zu empfinden und dafür danke ich ihr. Sie ist eine tolle Schriftstellerin und schreibt „wie ein warmes Bad“. Sie ist die Autorin des Bestsellers "Überwintern".
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